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29.05.2020

Handwerk und KMU stärker beteiligen

Mit „Handwerk und Normung – Positionen und Strategie“ hat der ZDH ein Papier vorgelegt, das die Normungsarbeit auf neue Füße stellen soll.

Bild: Pixabay – geralt

Ohne Normen, das weiß jeder Handwerksbetrieb, geht es nicht, geben sie doch Rechtssicherheit und Orientierung und tragen obendrein zur besseren Kompatibilität von Produkten bei. In den vergangenen Jahren allerdings ist das Normenwesen derart komplex und unüberschaubar geworden, dass der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) Handlungsbedarf sieht.

Mit seinem Positionspapier „Handwerk und Normung“ hat der Verband daher nicht nur ein Plädoyer für ein Normenwesen verfasst, das ohne Beteiligung von kleinen und mittelständischen Unternehmen aus dem Handwerk nicht auskommt. Er weist auch auf Fehlentwicklungen hin, legt dar, was sich in puncto Normenwesen ändern muss und erhebt entsprechende Forderungen an die Adresse der Politik.

Dabei kritisiert der ZDH vor allem, dass sich das Normwesen zu einem zunehmend komplexen und immer umfangreicheren Regelwerk entwickelt habe, so dass Normen in vielen Fällen für Betriebe nicht mehr transparent, nachvollziehbar und anwendbar wären. Tatsächlich existieren aktuell rund 34.000 Normen, hinzukommen DIN-Entwürfe und DIN-Normen.

Zu der zunehmenden Unübersichtlichkeit trägt bei, dass Normen nicht nur auf nationaler, sondern auch auf europäischer oder internationaler Ebene entwickelt werden und dass Vertreter aus kleinen und mittelständischen Unternehmen und Handwerksbetrieben immer seltener in die Normengebung eingebunden werden. Neben der Kritik, dass Normung, etwa im Fall von DIN SPEC, ohne die sonst übliche Beteiligung von Experten aus allen betroffenen Fachkreisen betrieben würde, moniert der gesamthandwerkliche Verband, dass Normung zunehmend von Industrie und Politik instrumentalisiert wird. Als nicht glücklich wird zudem angesehen, dass die europäische Normung deutsche Standards häufig nicht berücksichtigt, was eine Aufweichung des Qualitäts- und Sicherheitsanspruchs bedeutet.

Um sicherzustellen, dass Normen künftig wieder stärker lösungsorientiert und verständlich formuliert werden und Bedürfnisse des Handwerks berücksichtigen, stellt der ZDH daher zahlreiche Forderungen auf. Ganz wichtig ist den Verfassern des Positionspapiers dabei, dass Normung in der Selbstverwaltung der Wirtschaft bleibt und dass die Beteiligung von Experten aus Handwerk und KMU sichergestellt wird – auch auf europäischer Ebene! Die entsprechenden Voraussetzungen könnten nach Ansicht des Verbands auch dadurch geschaffen werden, dass Normungswissen stärker als bisher im Bereich der beruflichen Bildung verankert wird, so dass mehr KMU über das notwendige Wissen für ein Engagement im Bereich Normung verfügen.

Normung in den Elektrohandwerken
Normen haben innerhalb der Elektrohandwerke einen hohen Stellenwert. Sie stellen gerade in unseren Gewerken, die von technischen Innovationen und deren sicherer Markteinführung leben, ein unerlässliches Hilfsmittel dar.  

Um die Normengebung im Bereich Elektro- und Informationstechnik kümmert sich die Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik. Mehr als 30 ZVEH-Delegierte bringen sich im Rahmen der Verbandsarbeit in die Arbeitskreise und Komitees der DKE ein und leisten so einen wichtigen Beitrag zur Normengebung im elektro- und informationstechnischen Bereich. Gemeinsam erarbeiten die Arbeitskreise und Komitees nationale Normen und Sicherheitsbestimmungen der Elektro-, und Informationstechnik, die weitestgehend mit europäischen und weltweiten Normen harmonisiert sind.   

In den Elektrohandwerken besteht durch die koordinierende Arbeit des ZVEH, ein enger Austausch mit den normgebenden Instanzen. Der ZVEH bringt auf diesem Weg die Sicht der elektrohandwerklichen Praxis ein. Dazu gehört auch Kritik an der zunehmenden Politisierung der Normarbeit sowie an dem kaum noch zu bewältigenden Umfang und der zunehmenden Komplexität der Regelwerke. Um die Betriebe hier zu unterstützen, bietet die elektrohandwerkliche Organisation schon heute umfassende Beratungsangebote an.

Große Chancen sieht der ZVEH im Angebot moderner digitaler Hilfestellungen, so zum Beispiel in Normen-Apps, maschinenlesbaren Normen oder einer automatisierten Normenanwendung und -prüfung, etwa im Bereich „Building Information Modeling“ (BIM).

Die Übersicht der ZVEH-Delegierten finden Sie im Anhang jedes ZVEH-Jahresberichts. Die Jahresberichte finden Sie hier.

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